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Video Recruitment – Disruption oder Innovation?

Der Begriff „Disruption“ bzw. „disruptive Technologie“ wird schon seit Längerem insbesondere von jungen Unternehmen und Start-Ups in einer inflationären Art und Weise verwendet. Viele Gründer und Marketing-Verantwortliche wollen damit das große Potential ihrer Geschäftsidee hervorheben, indem sie bei der vorgesehenen Zielgruppe Assoziationen zu Unternehmen wie Uber oder Airbnb, die in kürzester Zeit bemerkenswerte Marktverschiebungen bewirkten, zu wecken wünschen.

Die Intention dieses Textes ist es, zu erörtern, ob es sich bei Video-Recruitment um eine disruptive Technologie handelt und welche Schlüsse aus dieser Erkenntnis zu ziehen sind.

Was ist eigentlich „Disruption“?

Zunächst lohnt sich hierbei eine genauere Definition dieses allgegenwärtigen Begriffes. Er begründet sich in dem englischen Verb „disrupt“, das zu Deutsch mit unterbrechen oder zerstören verwendet werden kann. Bei einer disruptiven Geschäftsidee handelt es sich also um ein Modell, das vorsieht, den für das Produkt vorgesehenen Markt derartig zu erschüttern, dass sich eine bleibende Veränderung in demselben niederschlägt – oder gar einen eigenen Markt zu erschaffen. Traditionelle Wertschöpfungsketten werden durch die disruptiven Ansätze obsolet gemacht und bringen große Konzerne, die sich über Jahre und Jahrzehnte eine Marktführerposition erarbeitet haben, in Bedrängnis.

Beispiele für Disruption

Zumeist entstehen derzeit disruptive Innovationen, wenn eine Technologie eine Pionierfunktion im Rahmen derDigitalisierung für sich einnehmen kann.Die am häufigsten geteilte Präsentationsfolie aller Zeiten benennt 8 Industrien und wie disruptive Geschäftsideen diese von Grund auf verändert haben. Der umsatzstärkste Content-Provider erstellt keinen eigenen Content (Facebook), das größte Filmunternehmen besitzt keine Kinos (Netflix), das Unternehmen mit den meisten Übernachtungsbuchungen besitzt keine Immobilien (Airbnb) und so weiter und so fort.

Die disruptiven Eigenschaften von Video-Recruitment

Was spricht denn nun dafür, dass Video-Recruitment eine disruptive Technologie ist? Es handelt sich um eine relativ neue Technologie, die auf Basis der Digitalisierung einen Mehrwert erschaffen will, indem Recruiter und Bewerber einander nähergebracht werden und sich bereits in einem früheren Stadium des Bewerbungsprozesses ein persönliches Bild voneinander machen können. Video-Interviews mit Bewerbern haben in den vergangenen Jahren bei zahlreichen Unternehmen den Einstellungsprozess dynamischer und effizienter gestaltet, zahlreiche Experten sehen in dieser Technologie für die kommenden Jahre ein immenses Potential. Personalverantwortliche können auf mehr Informationen zugreifen, als sie sie aus einem standardisierten Lebenslauf und einem für zahllose Unternehmen marginal abgeänderten Anschreiben entnehmen könnten. Auf der anderen Seite bevorzugen Bewerber zumeist diese Möglichkeit, ein authentisches Bild von sich zu präsentieren und wissen die Reaktionsschnelligkeit, die Unternehmen durch diese Technologie erlangen können, durchaus zu schätzen.

Mehr Innovation als Disruption

Dennoch ist es nicht absehbar, dass durch Video-Recruitment die Branche der Personalbeschaffung zerstört oder unterbrochen wird. Im Gegenteil ist hier von einer innovativen Technologie zu sprechen, die es HR-Abteilungen ermöglicht, ihren Prozess zu optimieren und dem steigenden Andrang auf begehrte Stellen für Fach- und Führungskräfte gerecht zu werden. Mehr denn je ist es die Aufgabe von Personalbeschaffern, – durch, sowie auch mit dem Einsatz von Video-Interviews – einen fairen und strategisch durchdachten Einstellungsprozess zu konzipieren, an dessen Ende der am besten geeignete Kandidat durch eine nachvollziehbare Entscheidung für die jeweilige Stelle ausgewählt werden kann.

Happy Hiring!